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AutorenbildChristine Steindorfer

Mystery Shopping in der Pressearbeit

Aktualisiert: 18. Juni

Journalist*innen – die große Unbekannte? In meinen PR-Seminaren schwebt oft eine große Frage im Raum: „Wie kontaktiere ich Journalist*innen?“ Meist schwingt etwas Ehrfurcht mit. Manchmal denke ich sogar ein klein wenig Angst herauszuhören.


Das ist auch nachvollziehbar. Immerhin steht für einen selbst viel am Spiel, nämlich Berichterstattung, während das Gegenüber die große Unbekannte ist. Dennoch ist es gar nicht so schwierig, wenn man vorab drei Basis-Überlegungen anstellt:

 

Frage 1: „Was braucht er oder sie?“

 

Journalist*innen haben in ihrer Arbeit immer eine klar definierte Zielgruppe vor Augen: ihre Leser*innen, Hörer*innen, Seher*innen. Sie stellen sich selbst die Frage, was diese interessiert oder berührt und wählen danach die Geschichten aus. Daher tut Ihr gut daran, Euch vorab zu überlegen, ob und wenn ja, welcher Aspekt der Geschichte, die Ihr vorschlagen wollt, interessant ist. Das hat nämlich auch Auswirkungen darauf, welche Medien und welche Journalist*innen Ihr konkret kontaktiert.

 

Besonders gilt diese Überlegung, wenn Ihr einem / einer Journalist*in eine Geschichte exklusiv anbieten wollt. Da solltet Ihr gleich mit der richtigen Person sprechen und Euch nicht erst von einem falschen Redakteur zur nächsten falschen Redakteurin weiterleiten lassen müssen. Und auch auf Euren Verteiler, also die Liste der Redakteur*innen, an die Ihr etwa Eure Presseaussendung schickt, hat die Antwort auf diese Frage Auswirkungen. Es macht wenig Sinn, jenen Redakteur*innen eine Aussendung zu einer Performance zukommen zu lassen, die über Ausstellungen schreiben.

 

Wenn Ihr Euch nicht sicher seid, an wen Ihr Euch wenden sollt: Schaut, wer als Redakteur*in bei einem passenden Artikel genannt wird, schlagt im Impressum nach oder ruft vorab im Redaktionssekretariat an und erkundigt Euch nach der richtigen Ansprechperson.

 

Frage 2: „Soll ich anrufen oder eine E-Mail schicken?“

 

Auch diese Frage bekomme ich oft gestellt und doch kann ich nur die unbefriedigende Antwort „Kommt darauf an“ geben. Die einen haben dies lieber, die anderen jenes. Genauso wie man selbst entweder lieber zum Hörer greift oder in die Tasten klopft.

 

Beide Medien haben so ihre Vor- und Nachteile. Am Telefon können Journalist*innen schnell mal nachfragen, es kann sich ein persönlich(er)es Gespräch entwickeln. Dafür besteht immer die Gefahr, dass Ihr zu einem ungünstigen Zeitpunkt anruft und stört. Beim E-Mail könnt Ihr in aller Ruhe Eure Argumente ausformulieren, vielleicht noch ein Bild zur Illustration anhängen. Dafür kann es passieren, dass Euer wohlformuliertes E-Mail in der allgemeinen Flut im Posteingang eines / einer Journalist*in schlichtweg übersehen wird.

 

Ich empfehle daher, wägt ab, was in der Situation die bessere Variante ist. Und sollte das Telefonat gegenüber der E-Mail gewinnen und ihr gehört zu der Lieber-mal-schreiben-Gruppe, gebt Euch einfach einen Ruck.

 

Frage 3: „Wie fange ich an?“

 

Egal ob per E-Mail oder am Telefon, es gilt: Kommt rasch zum Punkt. Schreibt keine langen Einleitungen, textet niemanden zu, sondern benennt möglichst zügig Euren Themenvorschlag. Dadurch stellt Ihr klar, was wichtig ist, und der / die Journalist*in muss nicht erst ins Blaue hinein raten, worum es gehen könnte. Traut Euch ruhig in medias res zu springen und beantwortet in wenigen Sätzen die Frage nach dem Wer?, Was?, Wann?, Wo? und vor allem Wie? und Warum? Die Antworten auf die zwei letzten Fragen machen nämlich aus einem Thema erst eine interessante Geschichte.

 

Übrigens, ich wurde in all den Jahren erst viermal von Journalist*innen angepflaumt, als ich angerufen habe. Und ich habe wirklich schon viel telefoniert. Einmal begann das Telefonat mit einer besonders ruppigen Begrüßung und endete trotzdem mit einer freundlichen Verabschiedung und dem Wunsch für einen besseren restlichen Arbeitstag. Die Geschichte hat der Journalist dann trotzdem nicht gebracht – es gibt halt keine Garantie in der Pressearbeit.

 

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