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AutorenbildChristine Steindorfer

Sammelleidenschaft - von Steinen bis Erfahrung

Ich kenne kaum Menschen, die nichts sammeln. Das Spektrum reicht von Büchern bis zu gutem Wein. Doch auch Immaterielles (man denke an Reiseeindrücke) hat seinen Sammelwert – und manchmal ist der höher, als man im ersten Moment denken mag.



Unsere Tochter hat als kleines Kind Steine gesammelt. Soweit ich das mitbekommen habe, war sie nicht die einzige. Wir haben vom Park, vom Berg, vom Meer, aus dem Wald und von irgendwo am Wegesrand Steine in allen Größen, Farben und Formen nachhause getragen. Erst wurden sie aufgereiht, bestaunt, mit ihnen gespielt, sie wurden bemalt und bekamen Namen. Später landeten sie in den hintersten Ecken des Kinderzimmers. Noch später haben wir sie entsorgt – zumindest die, die wir wiedergefunden haben.


Heute, wo unsere Tochter an der Schwelle zur Teenagerin steht, sammelt sie Schritte in die Selbstständigkeit. Sie häuft sportliche Erfolgserlebnisse aber auch Enttäuschungen an und lernt damit umzugehen. Sie schließt neue Freundschaften; einige vertiefen sich und werden bleiben, andere wieder gehen. Kurz: Sie sammelt Lernerfahrungen abseits des schulischen Alltags.


Ein Setzkasten an Qualifikationen


Auch ich habe als Kind alles Mögliche gesammelt. Unter anderem habe ich Köpfe aus Magazinen ausgeschnitten und sie sorgsam in einer Schuhschachtel verwahrt. Etwas sonderbar, aber so war es nun mal. Diese kindliche Sammelleidenschaft habe ich mir erhalten – wenn auch in anderen Bereichen: Es sind jetzt Qualifikationen. Diese setze ich anschließend ein, verknüpfe unterschiedliche miteinander, erweitere sie um Erfahrungen.


Lange Tradition meines Sammelns


Ich habe Anglistik und Germanistik auf Lehramt studiert, aber anschließend nicht in einer Schule unterrichtet, sondern mich über die Kulturbranche der PR zugewandt. Viele meinten daraufhin, dass mein Studium verschwendete Zeit gewesen wäre, weil ich nicht den vorgezeichneten Berufsweg eingeschlagen habe.


Ich sage Nein. Denn ich habe im Studium grundlegende Fertigkeiten des Vermittelns kennengelernt, ein Verständnis für Methoden aufgebaut, die Vielfältigkeit der Sprache und das Spiel mit ihr lieben gelernt. Wenige Jahre nach dem Studium habe ich einen postgraduellen Lehrgang für Öffentlichkeitsarbeit abgeschlossen und fortan mein Wissen aus Studium, Lehrgang und PR-Praxis zusammengeworfen: Heute halte ich Seminare für PR (vor allem Kultur-PR) an der Publizistik der Uni Wien und für private Bildungseinrichtungen.


Sammeln, zusammenfügen, neu arrangieren


Vor fünf Jahren habe ich schließlich eine Ausbildung zur Schreibtrainerin gemacht. Dieser Wunsch hat schon lange in mir geschlummert. Ich wollte nämlich meine Begeisterung fürs Schreiben anderen kompetent weitergeben. Heute mache ich genau das und greife dabei gerade in den Workshops, die ich zum Schreiben im Beruf gebe, wiederum auf das Wissen zurück, das ich über all die Jahre in meiner PR-Arbeit gesammelt habe. Ich verschränke Aspekte wie Textsorten-Kriterien, Überlegungen zu Dialoggruppen und Kommunikationszielen mit klassischen Schreibmethoden (etwa auf der FHWien der WKW, für die NöKu - NÖ Kulturwirtschaft, die Wirtschaftskammer Wien oder die Arbeiterkammer Wien).


(Bau-)Steine am Lebensweg


Nicht immer ist im Moment des Sammelns klar, wofür man dieses bestimmte Etwas später gebrauchen könnte. Manchmal kristallisiert sich die Bedeutung erst mit der Zeit oder durch die Kombination mit anderem heraus. Und manchmal bekommen Bau-Steine eine gänzlich neue Bedeutung. Und sei es als Beschwerer, damit der Wind den Teppich nicht davonträgt.


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