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Soll ich oder soll ich nicht? Und wenn ja, wie?

Aktualisiert: 7. Feb. 2022

Da ist es wieder – das neue Jahr. Und mit ihm die gesellschaftliche Gepflogenheit, Vorsätze zu formulieren. Meist geht es um Gesundheit / Sport / Ernährung, oft um Freundschaft und Familie, seltener um Berufliches (Vielleicht wird das aber einfach eher geheim gehalten). Welcher Art auch immer der Vorsatz sein mag, die Frage ist vor allem: Wie wird aus einem dahingesagten vagen Etwas ein Ziel, das man gerne verfolgt, weil es von ganz tief aus einem drinnen kommt und weil man eine Ahnung hat wie?



Geübte „Vorsatz-Umsetzer*innen“ kommen gut damit klar, zwei, drei Vorsätze tatsächlich umzusetzen. Wer jährlich Vorsätze formuliert, nur um sie noch im Jänner über den Haufen zu werfen, tut gut daran, sich einen herauszupicken. Denn der Vorsatz allein ist erst die halbe Miete. Vielmehr muss man ihn so formulieren, dass man ihn auch in den Alltag integrieren kann. Verschiedene Schreibmethoden liefern euch dazu wertvolle Werkzeuge. Hier stelle ich euch einen möglichen Weg vor. Gehen wir es also an:


Schritt eins: Kopf ausleeren


Es geht im ersten Schritt darum, sich einen Überblick zu verschaffen, was euch für das heurige Jahr gedanklich beschäftigt. Dazu eignet sich die Methode des Freewritings. Die Kurzanleitung dazu: hinsetzen und losschreiben. Einfach Stift und Papier zur Hand nehmen, eine Überschrift formulieren (Etwa: Was ich mir für 2022 vornehmen könnte), den Stift ansetzen und den ersten Gedanken, der euch in den Sinn kommt, niederschreiben. Dann folgt ihr euren Gedanken immer weiter und haltet sie fest (Vorsicht: Nicht in Stichworte oder Bullet Points verfallen, sondern in ganzen Sätzen schreiben).


Für diesen ersten Schritt stellt ihr euch den Timer auf zwölf Minuten. Während dieser Zeit dürft ihr nur ja nicht zu schreiben aufhören. Wenn euch gerade nichts einfällt, dann schreibt noch einmal eure Überschrift und die Gedanken werden wieder zu sprudeln beginnen.


Wenn der Wecker läutet, schreibt ihr den letzten Gedanken fertig, legt den Stift zur Seite und genießt erst Mal das gute Gefühl, großartig viele Überlegungen zu 2022 zu Papier gebracht zu haben.


Schritt 2: Ziel aussuchen


Dann nehmt ihr euch euren Text wieder zur Hand, lest ihn durch und unterstreicht, was euch wichtig erscheint. Sucht, welches Ziel sich in eurem Freewriting versteckt, das ihr wirklich verfolgen wollt. Welches Ziel lacht euch an? Bei welchem denkt ihr euch: Ja, das macht 2022 zu einem guten Jahr, das fühlt sich gut an für mich.


Schritt 3: Die böse Liste


Vermutlich hat euch schon bei den ersten beiden Schritten eine nörgelnde Stimme im Hinterkopf die Laune verdorben: „Das geht so nicht. Das schaffst du niemals.“ Gut, dann geben wir dieser Stimme Raum und hören genauer hin. Denn im nächsten Schritt schreibt ihr eine Liste (Wecker auf vier Minuten) mit all dem, was euch daran hindern kann, euer Ziel zu erreichen.


Ähnlich wie beim Freewriting solltet ihr euch von einem Gedanken zum nächsten treiben lassen, ohne viel nachzudenken. Ihr schreibt einfach einen Gedanken nach dem anderen untereinander auf. Manches mag sich öfters aufdrängen, dann schreibt es auch mehrfach hin. Wiederholungen sind erlaubt. Manches wird in Variantionen erscheinen. Gut möglich, dass es der Klassiker „Zeit“ ist – mal unspezifisch als „Zeit“, dann konkreter als „Zeit zu zweit“, dann vielleicht als „ruhige zehn Minuten täglich“. Oft ist es so, dass die Liste konkreter wird, je mehr sie anwächst. Wenn sich bei euch das Gefühl breit macht, dass schon alles gesagt ist, die Zeit aber noch nicht um ist, schreibt noch einmal den ersten Begriff auf und steigt so wieder in die Liste ein.


Schritt 4: Die gute Liste


Nun stellt eure Kritikerin / euren Kritiker in die Ecke (dreht das Blatt Papier um und legt es zur Seite), nehmt ein neues Blatt und macht euch an die nächste Liste. Ihr sammelt nun all das, was euch dabei unterstützen kann, euer Ziel zu erreichen.


Dabei geht ihr genauso vor, wie in Schritt drei, nur, dass ihr dieses Mal aufschreibt, was euch eurem Ziel näherbringen kann – egal, ob ihr auf diese Ressource bereits zurückgreifen könnt oder noch nicht. Auch dafür nehmt ihr euch vier Minuten Zeit.


Schritt 5: Pflücken


Ihr seid nun fast fertig. Lest euch eure „gute Liste“ durch und pickt euch die drei, vier, fünf Ressourcen heraus, die euch am besten unterstützen. Manches davon werdet ihr vielleicht leicht(er) in den Alltag einbauen können, anderes mag mehr Jonglage oder gröbere Veränderungen benötigen.


Schritt 6: Die Zielflagge


Jetzt befindet ihr euch in einer wunderbaren Situation: Ihr kennt euer Ziel und wisst, wie ihr es erreichen könnt. Bleibt nur noch, dieses festzuhalten, damit ihr dann in die Umsetzung gehen könnt. Dafür stehen euch viele Wege offen: Ihr könnt es als Manifest formulieren, einen Brief an euch verfassen, eine Karte (grafisch) gestalten oder einfach Ziel und Ressourcen übersichtlich auf einem Zettel festhalten.


Wichtig ist, dass euer abschließendes Werk, eure Zielflagge, nicht unter einem Stapel anderer Dinge landet oder im hintersten Winkel verstaubt. Hängt es auf, klebt es in eurem Notizbuch ganz vorne hinein, legt es zuoberst in eine Lade, die ihr regelmäßig öffnet.


Und jetzt wünsche ich euch viel Spaß und Erfolg dabei, eure Zielflagge zu finden und zum Leben zu erwecken.



P.S.: Meine Ziele für 2022

Ich möchte regelmäßig schreiben, also nicht beruflich, das mache ich sowieso täglich, sondern literarisch. Mein Ziel ist, jeden zweiten Tag eine halbe Stunde als Minimum, denn das kann ich selbst in stressigen Zeiten unterbringen. Mehr darf es natürlich jederzeit sein. Was mir dabei hilft: tägliche Morgenseiten zum Warmschreiben und Im-Schreiben-bleiben, weniger Netflix-Schauen, es in der Familie „verlautbaren“, die Türe hinter mir zuziehen und Unlust nicht als Ausrede gelten lassen – niemals.



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